Letztes Freundeskreistreffen
Bereits eine Viertelstunde vor Beginn waren alle Sitzplätze besetzt und die Menschen fingen an zu stehen oder sich auf den Boden zu setzen. Anstatt, wie sonst üblich, um die 30 Helfer, sind an diesem Montag über 200 Menschen in die Bethelkirche zum September-Treffen des Freundeskreises Flüchtlinge Stuttgart West gekommen. Es waren die Nachrichten und Bilder von tausenden Flüchtlingen an den Grenzen Europas, die in den Stuttgartern das Gefühl geweckt hatten helfen zu wollen. Es herrschte eine positive und erwartungsvolle Stimmung. Die Organisatoren waren von diesem Helferansturm sichtlich überrascht, doch führten bravourös durch den Abend.
Zunächst erzählte eine Sozialarbeiterin von dem gegenüberliegenden Flüchtlingsheim, in dem gegenwärtig ca. 80 Flüchtlinge untergebracht sind. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Irak und vom Balkan. Es sind junge Erwachsene, aber auch Familien und ältere Menschen. Die Bewohner seien bunt gemischt und nehmen daher sehr unterschiedliche Hilfsangebote in Anspruch, sagte sie.
Im weiteren Verlauf stellten die Leiter ihre jeweiligen Arbeitskreise vor: Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder, Deutschkurse, Theater, Handarbeit, Begleitung bei Behördengängen sowie Unterstützung bei der Job- und Wohnungssuche. Eine neue Gruppe hat zum Ziel, das Flüchtlingsheim mit kostenlosem WLAN auszustatten. Die meisten Bewohner halten über das Internet Kontakt zu ihren Familien im Heimatland und mit kostenlosem WLAN müssten sie weniger Geld für Handyguthaben ausgeben.
Die Shoppinggruppe rief zunächst einen besonderen Lacher hervor, doch Leiterin Nicole erklärte, dass das gemeinsame Einkaufen ein wichtiges Bedürfnis der Flüchtlinge abdeckt: Sie trauen sich häufig nicht alleine einkaufen zu gehen, weil sie denken, dass alles sehr teuer sei. Beim gemeinsamen Shopping lernen sie Läden kennen, wo sie preiswerte Produkte kaufen können.
Insgesamt empfand ich meinen ersten Kontakt mit dem Freundeskreis West als große Motivation mich intensiver mit dem Thema der Flüchtlingshilfe zu beschäftigen. Die allgemeine Aufbruchsstimmung in der buntgemischten Menge zeigt, dass allein im Stuttgarter Westen eine große Bereitschaft zum Helfen herrscht.
Saskia Duppel